In den verschiedenen Leipziger Stadtteilen befinden sich noch viele Wasserbehälter aus der guten alten Zeit. Die meisten dieser Art sind Ortsprägend und bestimmen seit mehr als einem Jahrhundert das Orts- bzw. Stadtbild. Auch der Wasserturm im Ortsteil Böhlitz-Ehrenberg wird als das Wahrzeichen des Vorortes angesehen und bestimmt seit mehr als 100 Jahren die Skyline des 1999 eingemeindeten Viertels. Dieser Klinkerbau in der Bielastraße 22 steht als Erinnerung aus der Zeit der Industrialisierung auch noch heut wie damals und kann eine wundervolle Historie erzählen.
Diese Geschichte beginnt bereits in den Jahren 1911 sowie 1912, als dieser Wasserturm mit einer Höhe jetzt 54,6 Metern durch den Maurermeister August Schirmer errichtet wurde. Zu seiner Zeit versorgte das Bauwerk neben Böhlitz-Ehrenberg selbst auch Gundorf, Burghausen sowie das benachbarte Barneck mit dem kühlen Nass und sorgte nebenbei noch für einen gleichmäßigen Wasserdruck in diesen Gebieten. Durch einen sogenannten von der Firma Berlin-Anhaltische Maschinenbau-AG gefertigten Hängebodenbehälter, welcher einen Durchmesser von 10 Metern sowie eine Höhe von 8,2 Meter besaß, war dies auch kein Problem. Übrigens was das Fassungsvermögen des ganz oben eingebauten Hochbehälters 450 m³, also rund 450.000 Liter bei einem Wasserstand von 6 Metern darin. Die Turmuhren für den gelben Klinkerbau kamen vom Industriellen Carl Hinné, welcher hier im Viertel eine Schmirgelschleifscheibenfabrik betrieb. Im zweiten Weltkrieg wurde die Dachkuppel des Turms durch amerikanische Truppen zerstört und wurde nicht in voller Länge rekonstruiert, sondern etwas kürzer.
Knapp 100 Jahre tat das Wasserreservoir seinen Dienst von 1912 bis 2006. In 2006 sowie 2007 erfolgte im übrigen auch die Instandsetzung des Turms, wobei der Wasserbehälter im Zuge dessen aufgrund des schlechten Zustandes leider nicht renoviert werden konnte. Trotzdem wurden neben einer neuen Spitze, die nach alten Plänen gefertigt wurde, auch die alten mechanischen Uhren instand gesetzt und durch eine elektronische Steuerung ersetzt. Übrigens war die freiwillige Feuerwehr seit 1909 gleich neben dem Turm ansässig, welche sich allerdings mit der Stilllegung einen neuen Platz suchen musste. Auch noch heute ist das unter Denkmalschutz stehende alte Bauwerk im Besitz der kommunalen Wasserwerke.
- Quelle
- Informationen auf der Webseite des Fördervereins
