Wer sich auf der Naunhofer Landstrasse durch den Leipziger Stadtteil Liebertwolkwitz bewegt, dem werden einige alte Industriehallen auffallen. Das einstig riesige Tonwerk von Fischer & Calov besteht auch noch heute in Teilen an selber Stelle, an der früher Tonabbau sowie Ziegelherstellung betrieben wurde.
Geschichte und Entstehung
Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1926 beschreibt, dass die Firma Fischer & Calov wurde schon im Jahr 1886 gegründet wurde. Anfangs stellte man mit einem Dannenbergschen Ringofen Lehmziegel her. Zwei Jahre später fand man auf den Nachbargrundstücken große Tonvorkommen und wandelte das Werk 1888 in eine Tonsateinfabrik um.
Schon 1890 wurde ein weiterer Ringofen gebaut sowie eine zweite Presse aufgestellt. Im Jahr 1900 konnte eine künstliche Trockenanlage errichtet werden, welche einen Belag von 20.000 Steinen leistete, 1909 kamen große Lufttrockenanlagen dazu. Diese und der dritte Ringofen wurden schon zu damaliger Zeit ab 1925 mit elektrischer Kraft versorgt.
Aus dem Artikel ist weiter zu entnehmen, dass man 1926 einen Trockenbelag von 270.000 in künstlicher und 750.000 Steinen in der Lufttrocknerei vorweisen konnte. In den darauffolgenden Jahren wechselte die Technik mehrfach im Liebertwolkwitzer Tonwerk. Daraus resultierte, dass die Jahresproduktion auf 10 Millionen gesteigert werden konnte.
Hergestellt wurden im Jahr 1926 unter anderem
- Verblend-, Pflaster-, Mauer- und Schleusenklinker
- Kabelschutz-, Schienenfüll- und Radialsteine
- Drainageröhren
- Verblendklinker
- Rauhverblender
Mit einem Repertoire von Rund 120 verschiedenen Steinen war die Tonfabrik sehr bekannt und vor allem vielseitig. Auf dem Gelände verkehrten Feldbahndiesellokomotiven mit einer Spurweite von 500 mm, welche den Ton zur Ziegelei lieferten. Auch der direkte Anschluß an die Bahnstrecke Leipzig-Chemnitz vereinfachte die Auslieferung.
Durch die Weiterentwicklung und Umgestaltung wurde das Werk noch vor dem 2.ten Weltkrieg eine der bedeutendsten sächsischen Ziegeleien. Die erfolgreichsten Artikel waren allerdings geformte gelbe Klinker für die verschiedensten Bauten wie zum Beispiel Schornsteine.
Der Mitbegründer Calov stieg 1898 auf Grund des Alters und Krankheit aus dem Unternehmen aus. Alfred Scheibe, Direktor ab dem Jahr 1900, wurde 1923 als Mitinhaber aufgenommen. Er wurde wiederum 2 Jahre später, nachdem der zweite Gründer Fischer starb, persönlich haftender Gesellschafter. Im Jahr 1941 feierte er seinen 70. Geburtstag und konnte auf eine 40 Jahre lange Tätigkeit im Unternehmen zurückblicken.
Auch zu DDR Zeiten lief der Betrieb, offenbar gab dabei eine Umfirmierung in Pfannensteinwerke Liebertwolkwitz, da Chamotteprodukte hergestellt wurden. 1979 wurde das halbstaatliche Werk dem VEB Silikatwerk Brandis angegliedert. Im Jahr 1990 wurde die Produktion im Zuge eingestellt und viele Gebäude zurück gebaut. Aus dem einst riesigen Werk sind bis heute nur 2 Hallen sowie 2 Schornsteine über geblieben, welche ungenutzt und teilweise schon eingefallen da stehen.
Schlagzeilen machte die ehemalige Ziegelei 2011 durch einen Brand im ersten Obergeschoss, welcher allerdings schnell gelöscht werden konnte.
- Quelle.
- http://www.leipziger-industriekultur.de
- Archiv für historische Dachziegel – u.a. auch mit Zeitungsartikeln und Bildern