Gerade der Leipziger Stadtteil Plagwitz gibt mit seinen vielen Industriebauten wie der ehemaligen Kammgarnspinnerei einen guten Eindruck der Industrialisierung in diesem Viertel, welche nicht nur durch Karl Heine geprägt wurde. Eines dieser technischen Denkmäler befindet sich an der Naumburger Strasse 44. Die alte Fabrik der damaligen „Leipziger Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi“ ist nur unweit von der Il-18 entfernt und hat die Geschichte des Stadtteils mit geprägt.

Denn im Gegensatz zu vielen kleineren Fabriken, welche langsam wuchsen und sich mit neuen Gebäuden vergrößerten, wurde dieses Grundstück hier auf einmal bebaut.

große Villa am Eingang des heutigen Schlothof in Plagwitz, früher Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi
große Villa am Eingang des heutigen Schlothof in Plagwitz, früher Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi

Geschichte der Fabrik

Schon im Jahr 1898 beantragte der Kaufmann Wilhelm Kratzach Unterlagen einer Bebauung für die Gründung einer Dampfseifenfabrik ein. Selbige fand sogar im gleichen Jahr statt und zwar nicht nur durch eben genannten Wilhelm Kratzach, auch der Kaufmann Max Pozzi saß sozusagen im selben Boot. Unter der Firmierung „Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi“ entstand 1898 ein Unternehmen, bei dem auch die Errichtung einer Fabrik im Vordergrund stand.

Eben an dieser Stelle der Naumburger wurden die gesamten Fabrikhallen auf einem 2000 Quadratmeter großen Gelände in den Jahren 1898 sowie 1899 in einer Rekordzeit von nur 7 Monaten errichtet. Geplant und erbaut wurden neben den Fabrikgebäuden auch ein Kessel- und Maschinenhaus, der Dampfschornstein, ein Werkstattgebäude sowie ein Pferdestall und Lager- schuppen durch den damaligen Baumeister Carl Brömme, welcher ein Baugeschäft in Lindenau betrieb. Auch eine große Villa, welche vom Besitzer selbst bewohnt wurde, sowie eine Portiersvilla wurden am Eingang zum Firmengelände gebaut.

sanierte vordere Fabrikhalle im Plagwitzer Schlothof - im Hintergrund der Schornstein
sanierte vordere Fabrikhalle im Plagwitzer Schlothof – im Hintergrund der Schornstein

Ab 1910 firmierte das Unternehmen unter dem Namen „Leipziger Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi“, welches nach dem 2.ten Weltkrieg in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Übrigens wurden lt. Handelsregister neben Waschartikeln und Seifenpulver auch Handwaschmittel hergestellt. In diesem Zeitraum wurde auch ein Aufzug installiert und eines der Gebäude aufgestockt. Bis in das Jahr 1956 wird die Firma von der alleinigen Inhaberin der Fa. Kratzsch & Pozzi, Frau Wilhelm, weitergeführt. Nachdem diese die DDR verließ, erfolgte noch im selben Jahr die Liquidation von Kratzsch & Pozzi.

kleine Villa am Eingang zum alten Firmengelände der Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi an der Naumburger Strasse 44
kleine Villa am Eingang zum alten Firmengelände der Dampfseifenfabrik Kratzsch & Pozzi an der Naumburger Strasse 44

Im gleichen Jahr zog die VEB Pharmazie in die Fabrikhallen ein und 10 Jahre später erfolgte 1965 die Eingliederung des Grundstücks in das Kombinat VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig, welche in der Gießerstrasse beheimatet war. Nach dem Ende der DDR wurden die Hallen ab 1989 durch die Treuhand Liegengesellschaft verwaltet, wobei schon 1991 das private Unternehmen Spectral Gesellschaft für Lichttechnik mbH einzieht.

Schlothof im Leipziger Stadtteil Plagwitz
Schlothof im Leipziger Stadtteil Plagwitz

Erst in den Jahren 1996 sowie 1997 erfolgte die liebevolle Sanierung und Restauration der alten Seifenfabrik „Schlothof“ in Leipzig Plagwitz. Übrigens war der Schlothof, welcher wegen seinem hohen Schornsteins so genannt wurde, während der EXPO 2000 eines der Leipziger Vorzeigeobjekte. Seitdem stehen im Objekt rund 3000 Quadratmeter als Büro- sowie Gewerbeflächen zur Verfügung. Eine Originalverpackung des Waschmittels „Pozzi“ aus früheren Zeiten ist ausserdem neben den Fabrikgebäuden erhalten geblieben und kann im stadtgeschichtlichen Museum betrachtet werden.

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