kaputter Speicher am Lindenauer Hafen

Der Lindenauer Hafen im gleichnamigen Leipziger Stadtteil Lindenau ist eine ehemalige Industriefläche, welche schon seit dem 2.ten Weltkrieg fast ungenutzt brach liegt. Somit gehört die Fläche zu einem Stück Leipziger Geschichte, der erst noch vollendet werden muss, denn die Anbindung zum Karl-Heine-Kanal wurde schon geschaffen.

Der Lindenauer Hafen am gleichnamigen Stadtteil Lindenau sollte damals als Endpunkt des Elster-Saale-Kanals dienen - der Bau des Hafenbeckens begann 1938 - 1943 wurden die Baumaßnahmen jedoch wieder eingestellt
Der Lindenauer Hafen am gleichnamigen Stadtteil Lindenau sollte damals als Endpunkt des Elster-Saale-Kanals dienen – der Bau des Hafenbeckens begann 1938 – 1943 wurden die Baumaßnahmen jedoch wieder eingestellt

Idee des Elster-Saale- und Karl-Heine-Kanals

Schon vor Jahrhunderten enstand die Idee, Leipzig durch einen Kanal mit dem Rest der Welt zu verbinden. Auf der einen Seite sollte ein Kanal mit der Weißen Elster, andererseits mit der Saale entstehen. Einen ersten Schritt machte der Unternehmer und Stadtverordnete Karl Heine, welcher in den Jahren 1856 bis 1898 den nach ihm benannten Kanal, den Karl-Heine-Kanal, auf einer Länge von 2,6 Kilometern bauen ließ. Schon dieser sollte an einen Hafen, den Lindenauer Hafen, angeschlossen werden und somit wäre eine Anbindung  durch Leipzig mit der Weißen Elster entstanden. Zu dieser Zeit gab es allerdings noch keinen Hafen.

Dennoch wurde erst Jahrzehnte später, im Jahr 1920, der Bau eines „Südflügel des Mittellandkanals“, dem Elster-Saale-Kanal festgelegt. der Bau des eigentlichen Kanals begann allerdings erst 1933 bei Burghausen, wobei dies 1934 mit 2000 Arbeitern die größte Baustelle im Deutschen Reich war. Ausgelegt für 1000 Tonnen Schiffe sollte der Kanal mit einer Wassertiefe von 3,5 Metern und eine Breite von 32 bis 37 Metern für den zweischiffigen Betrieb entstehen.

Doch ab 1936 ging die Arbeit auf Grund der Fertigstellung des Mittellandkanals, welcher für wichtige Rüstungsgüter benötigt wurde, nur noch schleppend voran. Ausserdem mussten teilweise Aufschüttungen von bis zu 16 Metern für das Geländeniveau bewältigt werden. Auch mehrere Straßenunterführungen sowie stählerne Brücken über den Kanal mussten erbaut werden, wobei jene schon bis 1938 fertig gestellt wurden. Schleussen mussten errichtet werden, um den Höhenunterscheid zur Saale überwinden zu können.

Mit dem Beginn des 2.ten Weltkrieg verzögerten sich die Arbeiten immer mehr und wurden im Jahr 1943 schlussendlich ganz eingestellt, wobei nur 75 Prozent der Strecke, ganze 11 von 19 Kilometern, fertig gestellt und 1939 mit Wasser gefüllt wurden. Allerdings sollten die Arbeiten nach dem „Endsieg“ fortgeführt werden. Ein Unternehmen, welches nicht in die Tat umgesetzt wurde.

Auch der Karl-Heine-Kanal sollte dem Lindenauer Hafen schon zu damaliger Zeit angebunden werden, seit 2012 wird dieses Projekt in die Realität umgesetzt
Auch der Karl-Heine-Kanal sollte dem Lindenauer Hafen schon zu damaliger Zeit angebunden werden, seit 2012 wird dieses Projekt in die Realität umgesetzt

Geschichte des Lindenauer Hafens

Während der Arbeiten am Elster-Saale-Kanal wurde auch schon an anderer Stelle etwas bewegt und zwar hier an dieser Stelle. Begonnen wurde mit der Ausbaggerung des Hafenbeckens im Mai 1938 bei Kilometer 18,76. Mit der Projektierung eines Umschlag- und Industriehafens sollten 2 große Wasserbecken mit je einer Größe von 1000 Metern, einer Breite von 90 Metern sowie einer Tiefe von 6 Metern entstehen.

In der ersten Ausbaustufe wurde das erste Hafenbecken mit den eben genannten Maßen bis 1943 fertiggestellt. Damit sollten an den beiden Kais 2 nebeneinander liegende Schiffe be- und entladen werden können. Auch die anbei stehenden Speicherhäuser samt der Hafenbahnanlage sowie der Anschluss zur Industriebahn waren bis 1943 bereits erbaut wurden, als die Arbeiten ein jähes Ende fanden.

Die 4 Speicher- und Lagergebäude, welche auch noch heute vorhanden sind und seit 1997 gemeinsam mit der fast 40 ha großen Anlage unter Denkmalschutz stehen, wurden übrigens von 1946 bis in das Jahr 1996 und auch noch heute teilweise aktiv genutzt. Einer derer fand unter der Firma M.R.A. Schneider Nutzung. Nach einer Explosion 1964 entstand am Lagersilo ein größerer Schaden, der jedoch nie behoben wurde. Ausserdem kam einige Menschen bei dieser ums Leben.

Die LeiKra, ein Hersteller für Mischfutter, betreibt auch noch heute einen dieser erhalten gebliebenen Speicher. Jedoch verfallen die Speicher und auch das Bauwerk an sich zusehends. Die Bestrebungen, die Lücke des Kanals mit dem Elster-Saale-Kanal zu schließen, wurden zu DDR Zeiten verworfen. Jedoch geriet der Kanal 2011, angeregt durch den gleichnamigen Förderverein, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten wurde erstellt und eine Bausumme von 100 Millionen Euro veranschlagt. Trotzdem gibt es hierfür wiederum Kritiker, welche meinen, das dieses Bauvorhaben völlig unwirtschaftlich ist.

1964 forderte eine Explosion einige Menschenleben, ebenso entstand auch am Silo ein großer Schaden
1964 forderte eine Explosion einige Menschenleben, ebenso entstand auch am Silo ein großer Schaden

Lücke zwischen Karl-Heine-Kanal und Lindenauer Hafen

Etwas bewegt wurde in den letzten Jahren doch, da sich der oben genannte Förderverein dafür einsetzte, die Lücke zwischen dem Karl-Heine-Kanal und dem Hafenbecken zu schließen. Somit beschloß der Stadtrat im Juli 2012, dem Bau einer Verlängerung des Kanals unter der Luisenbrücke hindurch statt zu geben. Zwei Monate später erfolgte im September der erste Spatenstich für 18 Millionen teure und 665 Meter lange Verbindung beider Gewässer.

Schon im Januar 2015 wurde mit der Flutung der gerade neu gebauten Bindungslücke begonnen, welche nach wenigen Wochen abgeschlossen war. Im Juli gleichen Jahres konnte man während der Einweihung schon mit dem Boot über das Wasser in Richtung Plagwitz schippern. Auch neue Wege wurden extra für die Trasse angelegt und mit frischem Grün am Rand gesäumt.

Museumsfeldbahn am Hafen

Ein Besuch am Hafen lohnt sich in jedem Fall immer, denn es ist einfach wunderbar, die Ruhe und Natur dieses Kleinodes zu geniessen. Doch es gibt noch viel mehr dort zu entdecken. Denn direkt hinter den Speichern befindet sich der Verein Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau. Diese ehemalige Kiesbahn stammt noch aus der Zeit, als der Karl-Heine-Kanal erbaut wurde. Und auch zu DDR Zeiten hatte die Bahn ihre Aufgabe als Transportmittel für die Kiesabbauung. Mit einem Streckennetz von 12 Kilometern erreichte die Bahn bis 1960 ihre größte Ausdehnung. An den öffentlichen Fahrtagen befördert der Verein die Gäste mit den vielen Lokomotiven und Wagen der damaligen Zeit über eine Strecke von 1,5 Kilometer.

Hafentor-Quartier

Gleich neben dem Lindenauer Hafen entstehen viele neue Wohneinheiten, denn seit Anfang 2017 wird hier gebaut, was das Zeug hält. Man könnte eigentlich sagen, dass hier auf fast 40.000 Quadratmetern mit dem Hafentor-Quartier neues Stadtviertel gebaut wird. Nur getrennt von der Uferpromenade sollen 500 neue Wohnungen und sogar eine Kita entstehen. Auch für kleine Gewerbeeinheiten wie Restaurants sowie Läden soll Platz geschaffen werden. Ende 2018 sind schon die erste Mieter in ihre beszugsfertigen Wohnungen mit Tiefgaragenstellplatz gezogen. Bis 2020 sollen noch viele weitere Wohnungen gebaut werden, damit ungefähr 1000 Leipziger ganz nahe am Wasser wohnen können.

Auch die Verkehranbindungen sind gut, da neben Bus und Straßenbahn auch die S-Bahn nicht weit ist. Hier wird Wohnen mit Komfort groß geschrieben, denn auch ein Bootsanlegersteg befindet sich direkt vor der Haustür.

Quelle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elster-Saale-Kanal

Comments

  1. Ich habe in Lindenau, in der Lützner Straße gewohnt und meine Kindheit verbracht. Der Hafen war unser “ Freibad“.
    Die Detonation des Silos habe ich gehört. Da gab es viel Aufregung.
    Damals wurde gesagt, daß die Ursache eine Mehlstaubexplosion war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert