Wenn man sich durch den Leipziger Stadtteil Holzhausen bewegt, würde man keinesfalls denken, dass auch hier Industriebauten wie in Plagwitz aus der Zeit Industrialisierung existieren. Und doch gibt es diese mehr oder weniger versteckt in einem heute riesigen Gewerbepark, welcher von der Hauptstraße nur schlecht zu lokaleren ist. Genau in diesem Areal, welches sich an der Christian-Grunert-Str. 2 befindet, wurde nicht nur Leipziger Geschichte geschrieben sondern auch eine über die Herstellung von Farbspritzanlagen.

Schon im Jahr 1902 begann die Geschichte von Albert Krautzberger aus Friedland bei Breslau, welcher im Oktober selben Jahres ein Patent für ein „durch Druckluft betriebenes Malgerät“ anmeldete und damit einen Grundstein für ein Unternehmen legte, welches noch heute am Markt existent ist. Bereits im nächsten Jahr begann die Serienproduktion der Geräte, welche heute als Druckluftspritzpistole bekannt ist. Wiederum zwei Jahre später ließ sich das Unternehmen 1905 am oben genannten Standort, dem heutigen Gewerbepark, einem rund 72.000 Quadratmeter großen Areal nieder. Man errichtete viele Gebäude, von denen auch noch neben der Villa des Unternehmers selbst viele erhalten sind. Auch das noch heute erhaltene Verwaltungsgebäude, ein gelber Klinkerbau wird um das Jahr 1904 sowie 1905 datiert. Krautzberger & Co. erweiterte die Produktion neben den eigentlichen Farbspritzapparaten sowie Anlagen auf Sandstrahlgebläse, Entstaubungs- und Entlüftungsanlagen sowie Luftkompressoren. Nach dem 2.ten Weltkrieg wurde das Unternehmen 1945 wie viele andere enteignet und es erfolgte die Demontage.

Krautzberger suchte einen neuen Standort im Westen Deutschlands und fand diesen in Eltville am Rhein, wo man die Firma noch heute finden kann. In Holzhausen wurde ab 1952 unter dem Namen „VEB Sprio-Werke“ in den Industriehallen weiter produziert. Offenbar wurde auch Spielzeug für Kinder hergestellt, zumindest zeigen das Bilder eines Baukastens für einen Drehkran für die kleinen aus dem Jahr 1962. Das Know how zum Lackieren der Teile hatte man ja sowieso. Kurz nach der Wiedervereinigung stand das Ende der Produktion an und es drehte sich kein Rad mehr, vielmehr wurde das große Areal in 53 Parzellen geteilt und vermietet. Auch noch heute ist so, dass sich viele kleine sowie mittelständige Betriebe auf den Flurstücken befinden.
Neubeginn im Rheingau
Wie oben schon beschrieben zog das Unternehmen Krautzberger kurz nach dem Krieg nach Eltville am Rhein, startete mit wenigen Mitarbeitern neu durch und konnte sich wieder schnell am Markt etablieren. Und auch noch im Jahr 2021 wird die Firma in vierter Generation als GmbH im Familienbesitz mit rund 80 Mitarbeitern geführt. 2011 erhielt wurde man sogar mit dem internationalen Technologiepreis Hermes Award ausgezeichnet.

Die Villa
Die große Gebäude gleich Visavis des Betriebsgeländes auf der anderen Straßenseite war die persönliche des Villa des Fabrikanten Albert Krautzberger. Jenes repräsentative Gebäude wurde durch den Baumeister Bruno Busch projektiert und unterlag auch dessen Bauleitung. Im Jahr 1924 reichte der Bauherr die Pläne dafür und bekam kurz darauf die Baugenehmigung dafür. In den Jahren 1924 sowie 1925 entstand an der Christian-Grunert-Straße 1 eine Villa mit Putzfassade sowie Satteldach. Ein paar kleine Schäden am Dach des Gebäudes entstanden im Zuge des 2. Weltkrieges. Eine grundlegende Sanierung der Villa erfolgte zwischen 2009 sowie 2015.

- Quelle
- Webseite über die Industriekultur der Messestadt
- Seite der Firma Krautzberger