Im Leipziger Musikviertel befindet sich das ehemalige „Gästehaus der DDR“, zumindest wurde es so genannt. Der offizielle Name dieses Gebäudes war allerdings „Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR“. Nicht gerade geschichtsträchtig, bestimmte es doch die Geschicke und Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik grundlegend mit.
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| Gästehaus der DDR Leipzig |
Geschichte des Gästehauses der DDR
Gebaut wurde der einstige Polittempel im Jahr 1968 und zwar im Auftrag keines geringeren als dem damaligen DDR-Staatschef Walter Ulbricht.
Gleich Visavis des Clara-Zetkin-Parks entstand in diesem Zeitraum ein Gästehaus mit Foyers, Repräsentationsappartements, Speise-, Kino- und Konferenzsälen, um all die Würdenträger der DDR und des Auslands empfangen zu können.
Übrigens eröffnete auch der oben genannte SED-Chef dieses Gebäudeensemble, bevor Nachfolger Erich Honecker ab 1971 hier Einzug hielt. Und das sogar 2 mal im Jahr, denn besonders zu den Leipziger Messen traf man sich, um hier ein gut gekühltes DAB-Dosenbier und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) geniessen zu können, so berichten zumindest die älteren Mitarbeiter.
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| ehem. Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR in der Schwägrichenstrasse |
Besonderes im Gästehaus
Ein ganz entscheidender Deal entstand hier im Gebäude 1983, als in einem abhörsicheren Keller unter dem Haus ein Milliardenkredit für die bankrotte DDR ausgehandelt wurde. Daran beteiligt waren neben Honecker und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß auch der DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski. Abgesehen davon gastierte Strauß natürlich auch im Gästehaus in einer extra für ihn gestalteten Suite. Diese wurde daher vom Möbelkombinat Hellerau in den bajuwarischen Landesfarben Blau und Weiß gehalten.
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| Noch bis 1995 als „Gästehaus am Park“ genutzt |
Das Ende der DDR und danach
Doch nicht einmal 30 Jahre diente das Haus seinen Erbauern, da das Gebäude mit dem Untergang der DDR auch seinen Nutzen verlor. Denn bevor hier die Lichter 1995 ganz ausgingen, wurde der Repräsentationsbau noch als Hotel „Gästehaus am Park“ genutzt.
1995 wurde das ganze Ensemble samt Grundstück durch die Treuhand für 20 Millionen D-Mark an die Restaurantkette Block aus Hamburg verkauft. Ein Vorhaben, das vom Denkmalschutz als „erhaltenswerte charakteristische DDR-Moderne“ eingestufte Gebäude abzureissen und auf dem Gelände ein Luxushotel zu bauen, scheiterte Gottseidank.
Dennoch wurde das gesamte Inventar, auch die ehemalige Strauß Suite, im gleichen Jahr versteigert. Danach folgten bis jetzt mehr als 20 Jahre Leerstand, dennoch kam im Jahr 2013 der Denkmalschutz vorbei und stellte es unter selbigen. Erst 2016 erwarb die Leipziger Projektentwicklungsgesellschaft EBV Grundbesitz GAP GmbH & Co. KG das marode Gebäude, welches immer wieder von Vandalen heimgesucht wurde.
Der Putz bröckelt zwar in diesem Moment immer noch vom Gebäude, dennoch sind gute Nachrichten im Anflug. Denn wie die Stadt Leipzig am 20.02.2019 berichtete, ist längst ein Bebauungsplan vorhanden, welcher umgesetzt werden soll.
Entstehen sollen im Zuge der Restaurierung auf dem 10.600 Quadratmeter großen Grundstück 130 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Dafür soll neben den beiden vorhandenen Gebäuden, welche um jeweils eine Etage aufgestockt werden, ein Neubau mit 7 Geschossen auf dem Gelände geschaffen werden. Ebenso soll neben den barrierefreien Wohneinheiten auch eine Tiefgarage entstehen.
Auch das 6 Meter lange Wandrelief des Leipziger Malers Bernhard Heisig, der 2011 verstarb, soll jetzt noch versteckt im Foyer unter Graffiti, rekonstruiert werden.
