Natürlich gibt es auch im Leipziger Umkreis einige interessante Industriebauten aus der damaligen Epoche, so wie die ehemalige Molkerei in Eilenburg. Fast mitten in der Innenstadt gelegen befindet sich das im November 2020 verlassene Gebäude aus Zeiten der Industrialisierung in der Schreckerstrasse 5. Auch wenn in diesem Moment nicht bewirtschaftet wird, hat es doch eine sehr lange und vor allem abwechslungsreiche Geschichte zu erzählen.

leerstehende Dampfmolkerei Eilenburg
leerstehende Dampfmolkerei Eilenburg

Diese beginnt um das Jahr 1898, als die Dampfmolkerei GmbH Eilenburg in der damaligen Canalstrasse 5 eröffnet wird, wobei das Gebäude laut Wikipedias Liste der Industriedenkmäler schon um 1870 errichtet wurde. Auch ein eigenes Heizhaus mit einem 35 Meter hohen Schornstein auf Braunkohlenbasis war vorhanden, um den benötigten Dampf zu liefern. Jedenfalls wurde die Produktion unter Leitung des damaligen Molkereiinspektors Georg Beisswenger durchgeführt. Der Transport der Produkte wurde mit Pferdefuhrwerken durchgeführt, da es in dieser Epoche noch keine besseren Möglichkeiten gab. Somit standen in der heutigen Schreckerstrasse die Milchwagen an beiden Strassenseiten und warteten, währenddessen die Entladung der Milch aus den umliegenden Gemeinden an der Laderampe im Hofbereich erfolgte.

ausser eingeschlagenen Scheiben und dem tollen Charme der Klinker ist dem verfallenen Gebäude nicht mehr viel geblieben
ausser eingeschlagenen Scheiben und dem tollen Charme der Klinker ist dem verfallenen Gebäude nicht mehr viel geblieben

Einige Jahre später verschwanden die Fuhrwerke mit dem Einzug der Benzinmotoren und vereinfachten den Transport durch Lastkraftwagen. Mit zunehmender Produktion wurde in den 60.iger Jahren das noch heute vorhandene Gebäude im Hof errichtet. In den ersten Jahren nach dem Krieg bekam man auch ohne Lebensmittelmarken Produkte wie Molke. In diesem Zeitraum wurde neben Buttermilch auch Trinkvollmilch sowie Buttererzeugnisse hergestellt und geliefert. Eine Spezialisierung auf die Produktion von Doppelrahmfrischkäse und anderen Dingen fand in den 70.iger Jahren statt, als man ein Betriebsteil der VdgB Molkereigenossenschaft wurde.

Auch der Blick ins Innere der alten Eilenburger Molkerei verrät nichts gutes
Auch der Blick ins Innere der alten Eilenburger Molkerei verrät nichts gutes

6 Sorten des eben genannten Frischkäses wie zum Beispiel Paprika, Meerrettich oder Kräuter wurden produziert, wobei täglich 60.000 Liter Rohmilch den Weg aus den Tankbehältern in die Produktionsgebäude fanden. Doch es wurde nicht nur dies hergestellt. Rund 10.000 Magermilch aus der Lieferung wurden täglich für Tierhalter verwendet und weitere 4000 Liter Butterungsrahm wurden nach Wurzen oder Dahlen zur Herstellung von Butter gesendet. Im Jahr 1988 erreichte mit einer Produktion von 320 Tonnen Doppelrahmfrischkäse sogar eine Steigerung zum Vorjahr, wobei auch Speisequark hergestellt wurde. Im Jahr 1989 waren in der Eilenburger Molkerei 36 Belegschaftsmitglieder angestellt. Wann es ruhig im Gebäude wurde, lässt das Netz leider nicht verraten. Ein Schild mit der Aufschrift „Rex Pils“ könnte darauf hinweisen, dass eine Kneipe im Gebäude beheimatet war. Auch die Werbeschrift der Fleischerei Stoiber sagt eventuell aus, dass hier etwas hergestellt wurde.

Hinteransicht des um 1870 erbauten Gebäudes in der Schreckerstrasse 5
Hinteransicht des um 1870 erbauten Gebäudes in der Schreckerstrasse 5

Im November 2020 zeigt sich das ca. 1500 Quadratmeter große Areal zumindest noch so wie auf den Bildern zu erkennen ist. Eine Anstrengung des Besitzers der Sanierung 2017 sowie 2018 verliefen wahrscheinlich leider im Sand. Somit verfällt ein Stück Eilenburger Industriegeschichte und erregt die Anwohner im negativen Sinn. Man kann nur hoffen, dass dem alten Industriebau eine baldige Sanierung ins Haus steht.

ehemalige Molkerei Eilenburg in der Schreckerstrasse 5
ehemalige Molkerei Eilenburg in der Schreckerstrasse 5

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